* 30. Juni 1962
von Katrin Eggers
Essay
„Ich biete etwas an. Für mich ist Musik eine Möglichkeitsform.“ Schöllhorn sucht den lebendigen Austausch mit dem Hörer und braucht bzw. entwickelt dafür einen gewissen „Konversationston“, wie er zum Beispiel bei Joseph Haydn, den Schöllhorn außerordentlich schätzt, festzustellen ist. Die musikalischen Elemente treten mit sich selbst in einen Dialog, ironisieren sich wechselseitig und beziehen den Hörer und seine Wahrnehmung in ihr Spiel mit ein (u.a. im Melodram auf einen Text von Ludwig Tieck für Sprecherin und Ensemble Der Vorhang geht auf. Das Theater stellt ein Theater vor, 1989). Schöllhorns theatraler Gestus entstammt nicht dem Dramengebirge des 19. Jahrhunderts, sondern einem manieristischen, spielerischen Zeitalter wie bspw. dem von François Couperin und Jean-Philippe Rameau. Vor diesem Hintergrund entwirft Schöllhorn ironische Szenerien in der Art akustischer Tableaux vivants: „Das Theater ist in meiner Musik eine Art inneres Theater oder imaginäres Theater. Ich betrachte die Instrumente als agierende Personen, die kommunizieren, miteinander sprechen, und, wenn man so will, ein instrumentales Drama aufführen.“ Spielerische Überzeichnung und die Selbstironie eines Erik Satie, ein weiteres kompositorisches Vorbild, führt Schöllhorn in einer Haltung ironischen Komponierens zusammen; ein Satz Ludwig Tiecks wird zu einem kreativen Credo: „Je nun, eine ...